Was "lächel doch mal" bedeutet?
Guten Morgen,
oder besser: "All rise, please!" Letzte Woche habe ich es nämlich endlich geschafft, die viel gehypte Doku über Ruth Bader Ginsberg zu sehen (die es übrigens noch bis zum 19.07. in der ZDF Mediathek gibt). Vorab: Wir sind uns einig, dass sich kaum in Worte fassen lässt, was für eine beeindruckende Frau RBG ist und welchen einzigartigen Beitrag sie für die Gleichberechtigung geleistet hat.
Und gerade deshalb hat es mich unfassbar geärgert, dass sich diese Doku so sehr auf das wie ihrer Arbeit einschießt, nicht aber auf das was. Immer wieder wird betont, dass sie eine beispiellose Karriere hat, OBWOHL sie eine sehr introvertierte Person ist, OBWOHL man sie selten lachen sieht, OBWOHL sie Smalltalk scheut. Und puh, Gott sei Dank hatte sie einen Mann, der lustig und extrovertiert war. Aber was hat der denn in ihr gesehen?
Dieser Fokus hat mich so wütend gemacht, dass ich die Doku in zwei Teilen gucken musste. Wie kann es angehen, dass wir eine der großartigsten, mächtigsten, wichtigsten Frauen der US-Geschichte daran messen, wie oft sie lächelt? Ist das bei irgendeinem erfolgreichen Mann von Interesse?
Passend dazu fiel mir dieser Artikel von Ann Friedman in die Hände. Es geht darum, dass es momentan – im Zuge des Podcast-Hypes – haufenweise "gut gemeinte" (=sexistische) Ratschläge hagelt, wie Frauen reden sollten, damit man ihre Stimme und Ausdrucksweise auch Männerohren zumuten kann: Nicht so leise, aber bitte auch nicht so schrill, nicht zu höflich, aber bitte auch nicht zu derb, the list goes on. Jeder Absatz hier ist ein Hell yes!, vor allem aber der Input der Linguistin Robin Lakoff:
This stuff is just one more way of telling powerful women to "shut up you bitch". It makes women self-conscious and makes women feel incompetent and unable to figure out the right way to talk.
🇬🇧 Gute Nachrichten kommen dafür ausnahmsweise aus Großbritannien, das es mitten im Wahl- und Brexit-Chaos schafft, Werbung mit negativen Geschlechterklischees zu verbieten. Schluss mit Spots, in denen Männer an Hausarbeit verzweifeln und Frauen nach einer teuren Abnehmkur endlich einen Typen aufreißen. Chapeau!
🎧 Für die #popculturepleasures bleibe ich auf der Insel, und zwar bei Folge #197 des Podcasts CTRL ALT DELETE. Emma Gannon hat die wunderbare Elizabeth Day zu Gast – und ihr Gespräch ist bewegend, inspirierend und setzt sich überraschend detailliert mit einer meiner anderen Juni-Obsessionen auseinander: Fleabag.
So, das letzte Wort überlasse ich aus gegebenem Anlass the one and only #NotoriousRBG:
Jawohl.
Bis zum nächsten Mal,
Anna
PS: Weiterleiten nicht vergessen! Merci 😘